Monthly Archives: April 2020

Apr 12

Der seltsame Effekt der Langeweile

By Robert Pap | Blog

Der seltsame Effekt der Langeweile

Sie werden sich vielleicht fragen: In Zeiten von Corona schreibt er über Langeweile? Ja genau, denn es ist das Gegenteil von dem, was sich in unseren Gehirnen gerade abspielt. 

Die letzten Wochen waren geprägt von Dopamin-Kicks in unserem Gehirn. Eine Meldung folgte der nächsten und die Forenbeiträge in den Live-Tickers der Tageszeitungen überschlugen sich förmlich.

Schön langsam wiederholen sich die Pressekonferenzen und wir gewöhnen uns an die Krise. Einige haben bereits beschlossen, kaum mehr Nachrichten zu konsumieren, um sich den eigenen Dingen widmen zu können. 

Wir sind es aber gewohnt, der Langeweile so gut wie es nur geht aus dem Weg zu gehen. Jetzt, wo mehr Zeit vorhanden ist, entstehen automatisch auch Verhaltensänderungen:

  • Ein zweiter Gang zum Kühlschrank während des Homeoffice 

  • Zum dritten Mal am Tag die ZIB oder 

  • noch eine vierte Serie am Abend 

Unser Gehirn wählt irgendetwas, um sich ja nicht zu langweilen. Sogar Angst oder Sorge ist besser als Langeweile.


Aber was ist Langeweile eigentlich genau?


Sie werden vielleicht überrascht sein, wenn Sie jetzt lesen, dass Langeweile einfach nur ein Gedanke ist. Wenn ein Teenager sagt: "Mir ist sooo langweilig!", dann ist das ein sehr individueller Umstand, den ein anderer Teenager gar nicht so erlebt. 

Für manche Menschen kreiert erst der Gedanke oder die Aussage "Mir ist langweilig" ein Gefühl von Langeweile. Anderen Menschen macht der Gedanke, dass gerade nichts los ist und die Geschäfte geschlossen sind sogar Angst.

Wie auch immer befällt uns Langeweile nicht; wir kreieren sie selbst mit unseren Gedanken. Für manche sind Pressekonferenzen langweilig, für andere ist es das Highlight des Tages, um bezüglich der Krise up to date zu sein. Langeweile ist sehr individuell.

Manchen Menschen ist langweilig, weil die Cafés alle geschlossen haben, andere haben jetzt schon ein fades Aug vor dem bevorstehenden Österreich-Urlaub und ärgern sich, weil sie nicht wegfliegen können. 

Langeweile ist aber nicht das Problem an sich. Es ist die Intoleranz gegenüber der Langeweile, die sie so präsent macht.

Vor der Zeit der Smartphones und Tablets war Langeweile ein natürlicher Teil des Lebens. Wir wussten, wie wir uns selbst unterhalten und unsere Aufmerksamkeit nach innen lenken konnten.

Die Aufmerksamkeitsspanne wird jedoch immer kürzer, weil wir so viel Technologie verwenden und die Toleranzschwelle gegenüber Langeweile  immer niedriger wird. 

Der Griff zum Handy und schnell mal ein paar Mails oder WhatsApp-Nachrichten checken, Infos aus Instagram oder rasch die Online-Nachrichten überfliegen - wer kennt sie nicht, die Ablenkungen, nach dem unser Gehirn so gierig ist, weil es jedes Mal einen kleinen Dopamin-Schub mit sich bringt. 

Langeweile ist nicht das Problem an sich, es ist der Zwang, der entsteht, keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Es gibt sogar Vorteile von Langeweile

Langeweile ist Kreativ-Zeit, Erholung von den vielen Gedanken, eine Möglichkeit, sich selbst besser kennenlernen und persönliches Wachstum.

Wenn wir ins Narrenkastl schauen, dann haben wir kurz Zugang zu dem inneren Nichts. In diesem Zustand fällt uns was Kreatives ein, vielleicht etwas, was wir schon lange machen wollten. Stattdessen haben wir uns ständig mit dringenden Sachen abgelenkt.

Wenn wir es zulassen, unsere Gedanken wandern zu lassen, dann braucht es zuvor einen Raum des Nichts. Das aufkommende Gefühl der Langeweile ist die Ankündigung dieses Nichts. Viele von uns gehen nicht über diese Stufe hinaus, sondern lenken sich lieber wieder ab, um nicht in die Tiefe zu gelangen. 

Es ist wie Wasserskifahren. Es muss schnell gehen, dann ist sicher, dass wir an der Oberfläche bleiben. Wenn das Leben verlangsamt wird, geht es meist in die Tiefe. Und einige unter uns gehen gerade unter, weil sie dort noch nie waren. Bei sich. 

Langeweile ist ein Indikator dafür, dass es gleich sehr interessant werden kann. Es kann aber auch sehr unkomfortabel werden. Vor allem, wenn bedeutende Fragen aufkommen:

  • Was hat das alles für einen Sinn?

  • Wofür lohnt es sich überhaupt noch, in der Früh aufzustehen?

  • Worauf soll ich mich denn jetzt noch freuen?

Wir sind es nicht gewohnt, solche Gedanken zu haben, weil wir normalerweise viel zu beschäftigt sind. Aber die Sache ist die: Gedanken sind vollkommen harmlos, so lange wir nicht danach handeln. Es sind nur Sätze in unserem Gehirn.

Wir können uns von diesen Gedanken wieder abwenden und sie nur kurz beobachten. Wir können auch lernen uns und unsere Gedanken selbst zu beobachten, um draufzukommen, dass es jemanden in uns gibt, der Beobachter ist.

  • Kann der vielleicht auch Entscheidungen treffen?

  • Ist dieser Beobachter in mir vielleicht sogar so mächtig, dass er oder sie entscheiden kann, was ich denken soll, wieviele Gedanken durch meinen Kopf rasen und wie ich mich fühlen soll/kann/will?

Wenn wir uns es nicht erlauben, mit unseren Gedanken einmal eine zeitlang alleine zu verbringen, dann wird uns die Langeweile öde und störend vorkommen. Dann werden wir auch nicht diese Techniken erlernen können, die den Geist frei machen und die störenden Gedanken minimieren.

Sind Sie bereit, sich zu langweilen?

Es fühlt sich anfangs sehr ungewohnt an. Sie werden nicht wissen, was zu tun ist und Sie werden das Verlangen haben, sich selbst abzulenken. Weil Sie es so gewohnt sind. Sie greifen vielleicht gedanklich zum Smartphone oder zum Tablet. 

Lassen Sie die Dringlichkeit hochkommen. Dann lassen Sie sie wieder ziehen. Bleiben Sie dort, wo Sie sind. Starren Sie aus dem Fenster und lassen Sie Ihren Geist wandern. Lassen Sie Ihr Gehirn etwas denken und beobachten sie es dabei.

Lassen Sie die Gedanken ziehen und fokussieren Sie sich auf das, was Sie hören. Es sind vielleicht nur ein paar Geräusche an diesem Sonntag Morgen. Warten Sie, bis das nächste Geräusch kommt. Bleiben Sie in dieser wartenden Position und lassen Sie es zu, dass nichts passiert.

Kreieren Sie einen mentalen Freiraum für sich selbst, um gelangweilt zu sein und dann kommen Sie rüber auf die andere Seite des Flusses. 

Langeweile wird Sie nicht krank machen. Im Gegenteil, es kann der Eingang in eine Welt voller neuer Erkenntnisse sein. 

Was gedenken Sie jetzt zu tun? Vielleicht wollen Sie ja mehr von diesen Gedanken? Lesen Sie diesen Artikel https://freiraeumen.com/vier-verhaltensweisen-die-sie-unbedingt-vermeiden-sollten-wenn-sie-fugu-essen-wollen/

Verbringen Sie zwei schöne Ostertage - mit oder ohne Langeweile.


Robert Pap

Apr 05

Es braucht immunisierte Menschen. Aber nicht gegen das Virus.

By Robert Pap | Blog

Es braucht immunisierte Menschen. Aber nicht gegen das Virus.

Es ist 5:40. Während ich die freigeräumten Gedanken schreibe, habe ich schon einiges mit unserer Tochter erlebt. Sie ist seit 4:40 wach, hat in der zweiten Nachhälfte sehr schlecht geschlafen und holt das jetzt in der Trage nach.

Ich höre den Song I have dreamed,  vom Christian-McBride-Trio, denke kurz nach, was ich heute geträumt habe und erhalte einen Moment des Abstands zu unser derzeitigen Situation rund um Corona.

Und da ist auch schon das Schlüsselwort dazu:

Strategische Vision

Gestern erlaubte ich mir, drei Stunden lang eine Strategie für meine Arbeit zu entwerfen und staunte nicht schlecht, wieviel Arbeit ich mir schon wieder aufhalse. Ich hatte auch Zeit, mir ein Webinar eines ehemaligen Spitzensportlers anzusehen, der meinte, es sei so wichtig in diesen Zeiten, konkrete Ziele zu haben, denn sie seien der Treibstoff des Erfolgs. Am besten gleich 50 Ziele formulieren. Auch wenn man dann nur zwei davon erreicht, so hat man.....


Ja was eigentlich? Was hat man dann? Treibstoff, um ja nicht stehen bleiben zu müssen. Spitzensport eben. Ja nicht stehenbleiben. Doch gerade jetzt ist die Zeit, um innezuhalten und zu lauschen.

Strategische Visionen sind Grundsatzfragen, die rein gar nichts mit Zielen zu tun haben. Visionen entschleunigen, Ziele setzen beschleunigen. 

Ich fühlte mich also gar nicht angesprochen, weil ich eine ganz andere Sichtweise zu Zielen habe. 


"Aber wenn du keine Ziele hast, kannst du doch nicht erfolgreich sein?"

Das ist eines der großen Missverständnisse in der jetzigen Zeit und wird durch die Krise ganz deutlich sichtbar. Ziele setzen versetzt uns in einen ständigen Zustand des Mangels, denn ab dem Zeitpunkt der Zielsetzung bis zur terminierten Ziellinie hat unser Körpersystem Stress.


Jetzt kommt bei Ihnen vielleicht ein Gedanke auf, dass es besser wäre, sich im Hier und Jetzt einzufinden, um daraus sein Glück zu schmieden. Doch auch über diesen Unsinn habe ich bereits geschrieben. 


Unser ganze Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten danach ausgerichtet, sich etwas zu gönnen, Dinge zu kaufen. Dafür haben wir gearbeitet, um uns für einen kurzen Augenblick glücklich zu fühlen.

Wenn dieses Gefühl nachgelassen hat, haben wir wieder etwas gekauft. Konnten wir es uns nicht leisten, arbeiteten wir weiter und sparten so lange, bis wir es uns kaufen konnten.

Doch im Moment steht das bekannte System Kopf und viele Menschen können es gar nicht erwarten, wieder in den gewohnten "Normalzustand" zu kommen. Doch der wird nicht so schnell kommen. 


Diese Epoche des "Sich-etwas-gönnen" wird nun durch eine neue Ära abgelöst: 

"Wer will ich sein?" 

Das Leben hat eine Notbremsung ausgelöst und Sie bekommen die Chance, nach innen zu gehen, um zu überlegen, was für Sie im Leben wichtig ist.


Um diese Frage zu beantworten, braucht es unter normalen Umständen eine Bereitschaft, sich auf eine Reise der Selbstfindung einzulassen. Doch die meisten Menschen haben sich in der Vergangenheit abgelenkt; mit Serien schauen, Konsum oder Alkohol. Und viele tun das aus Gewohnheit noch immer so.

Die Zeit, die wir gerade erleben ist etwas Besonderes. In ihr wohnt der Funke einer ganz neuen Gesellschaftsform.

Nur wer wird diese neue Gesellschaft formen? 

Dazu braucht es Menschen, die die Fähigkeit haben, aus einem kollektiven Verhalten aussteigen zu können. Konkret braucht es Menschen, die gegen die aufkommende Panik, Unmut und Sorge immun sind.

Menschen, die die Fähigkeit haben, in sich hinein zu hören und unterscheiden können, welche Informationen hilfreich sind und welche nicht.

Menschen, die nicht mit der Herde mitlaufen, sondern die Chance in dieser Krise sehen und trotz aller Umstände durchstarten wollen.

Menschen, die verstanden haben, dass die Veränderung bei einem selbst startet und die die Schuld niemals bei anderen Menschen suchen.

Fühlen Sie sich angesprochen? Gibt es da noch etwas zu tun? Dann melden Sie sich bei mir.

Vielleicht sind Sie jemand, der aus der Krise etwas machen will und eine step-by-step Anleitung braucht, um aus dem eigenen Gedanken-Wirr-Warr möglichst rasch herauszukommen.

Vielleicht sind Sie auch jemand, der diese neue Gesellschaft mitgestalten will, Sie aber noch nicht genau wissen, wie Sie das anstellen sollen. 


Ich freue mich jedenfalls auf Ihr Schreiben.


Robert Pap

abundzu@freiraeumen.com




>