Künstliche Intelligenzen haben kein mindset, sie haben Fähigkeiten

By Robert Pap | Blog

Feb 23

Künstliche Intelligenzen haben kein mindset, sie haben Fähigkeiten


In den heutigen freigeräumten Gedanken möchte ich drei menschliche Mindsets vorstellen, die uns dabei helfen können, die Angst vor dieser digitalen Schreckenszukunft zu verlieren.


Immer öfter begegnet mir im Coaching von Führungskräften und Selbstständigen die Angst vor den Robotern, den Künstlichen Intelligenzen. In den Medien, in zahlreichen Büchern und Beiträgen im Radio wird das Thema immer häufiger diskutiert.

Alle fünf Jahre steigert sich angeblich die  Rechenleistung der KI um den Faktor zehn. In 20 Jahren werden sie also 10.000 Mal schneller sein als heute. Da wird kein Mensch mithalten können und daher ist es nötig, sich mit dieser Zukunftsaussicht zu arrangieren. Selbst diejenigen unter uns, die heuer in Pension gehen, werden diese rasante Entwicklung noch erleben.

Die Digitalisierung stellt unser anerkanntes Wissen und Know-how komplett auf den Kopf: Das, was wir noch vor wenigen Jahren in der Schule oder an der Uni gelernt haben, gilt heute häufig schon als veraltet. Wer da mithalten will, muss nicht nur schnell und flexibel dazulernen, sondern braucht ein ganz neues Mindset. 


Unlängst beschwerte sich ein 80-jähriger Klient bei mir über die jungen Menschen. 

„Meinen 8-jährigen Großneffen habe ich gefragt, wieviel 8+4 ist. Er sagte mir, dass er auf dem Computer nachsehen muss. Er ist acht!!“ sagte er mit Nachdruck und konnte es nicht fassen, dass das Kopfrechnen nicht mehr eingefordert wird. 

Aber jetzt mal ehrlich: Außer der Festnetznummer unserer Eltern oder Großeltern wissen die Wenigsten von uns irgendeine weitere Telefonnummer mehr auswendig. Früher war das anders.

Mein Klient zog aus seinem Erlebnis jedenfalls die Schlussfolgerung, dass wir alle verdummen. Er wollte sich nicht mehr arrangieren. Vielleicht lädt sich sein Großneffe bald eine Gehirnjogging-App runter, damit der alte Mann zufrieden ist. Oder er freut sich einfach, dass sich Computer und Telefone solche Zahlenreihen viel besser merken können als er und genießt einfach sein Leben. Das sind zwei verschiedne Betrachtungsweisen.

Computer und Algorithmen übernehmen in immer mehr Bereichen Aufgaben, von der Finanzberatung bis hin zur Chirurgie. Und sie werden immer schneller und immer besser. Gegen die digitalen Helfer haben wir Menschen keine Chance.

So betrachtet macht es also keinen Sinn, die Computer als Konkurrenz zu sehen. Stattdessen sollten wir lieber herausfinden, wie sich Mensch und Rechner gegenseitig möglichst gut ergänzen und effektiv zusammenarbeiten. Dazu besinnen wir uns am besten auf unsere menschlichen Stärken, bei denen die Computer noch lange nicht mithalten können: 

  • Intuition 

  • Emotionale Intelligenz 

  • Kreativität und 

  • Empathie


Es geht nicht darum, Dinge besser zu verstehen oder mehr zu können. Das Ziel eines neuen Mindsets ist es vielmehr, neue kreative Verbindungen von Bewusstsein, Psyche und Emotionen im eigenen Gehirn herzustellen – denn genau in diesen Bereichen können die KI mit uns Menschen nicht mithalten. Menschen sind schließlich mehr als schlechte Maschinen.


Mindset N°1 – I dont know

Dieser Mindset steht für gedankliche Flexibilität und für die Fähigkeit, seine eigenen Glaubenssätze und Überzeugungen öfter mal infrage zu stellen. Viele Menschen denken z.B., dass man sich bei der Mitarbeiterführung entweder zwischen einem strengen Regime oder einer hierarchielosen Basisdemokratie entscheiden muss. Doch die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. 

Ähnliches gilt bei banalen Entscheidungen. Wir haben als Kinder bei der Frage, ob wir Apfelsaft oder Orangensaft wollen, gelernt, uns für eines der beiden Getränke zu entscheiden. Nur die ganz kreativen und originellen Kinder fragten nach einer dritten Alternative: „Hast du auch weißen Traubensaft gespritzt?“ 

Mindset N°2 – In den Schuhen des anderen gehen

Dabei geht es darum, unsere Mitmenschen mehrdimensional zu betrachten, wie ein Zusammenspiel mehrerer Personen. Wir beginnen mit jenem Anteil, der uns nervt. Meist gelingt es nicht in diesen Schuhen zu gehen. Zu heiß! Wie verhält sich diese Person mit ihrem vier Monate alten Enkerl oder Neffen? Das geht vielleicht schon eher. Dann kommen immer mehr angenehmere Anteile zum Vorschein und es folgt die Frage: Wem hat die Person in ihrem Leben schon wirklich geholfen?  

Welche verschiedenen sozialen Kontexte haben diesen Menschen geprägt? Kommt er aus einer armen oder reichen Familie? Ist er religiös oder besonders sportlich? Und schließlich betrachten wir die Umgebung dieser Person: Welche Kräfte haben auf das Leben dieses Menschen gewirkt und welche Einstellungen hat er daraus entwickelt? 

Jeder von den Menschen da draußen hat eine Geschichte und irgendwann waren sie unschuldig, wie ein vier Monate altes Kind. Und ich behaupte, dass sie das noch immer sind. Wir spüren es spätestens dann, wenn wir in ihren Schuhen gehen. 

Das macht uns Menschen aus, und wenn wir diese Fähigkeiten in den Arbeitsalltag aktiv einbringen, dann kommen verborgene Potenziale ans Licht und setzen oft erstaunliche Veränderungen in Gang. 

Mindset N°3 – emotionales Update

Stellen Sie Ihre Überzeugungen infrage und werfen Sie sie bei jeder Gelegenheit rechtzeitig über Bord.

Ein emotionales Update dient dazu, in Ihrem Kopf Platz für neue Gedanken zu machen, indem Sie mehr auf Ihre Träume, Fantasien und Ihre Intuition hören.

Wenn Sie Ihre Fantasien und Träume aufmerksam beobachten, finden Sie dabei Begrenzungen, die Sie schon immer einhalten, obwohl es dafür keinen logischen Grund gibt. Versuchen Sie doch einmal, ein Traumtagebuch zu führen. Lesen Sie Ihre echten Träume und Tagträume mit etwas Abstand durch und fragen sich: „Warum eigentlich nicht?“


Eine weitere unsichtbare Begrenzung unseres Handelns sind die „heißen Herdplatten“. Jedes Mal, wenn in unserem Leben etwas richtig in die Hose geht, kommt eine neue Herdplatte dazu. 

Es gibt viele Leute, die zum Beispiel nur ungern Auto fahren oder bei Tabellenkalkulation instinktiv Reißaus nehmen. 

Zukunftssichere Stärken verbinden Denken, Fühlen und Handeln des Menschen zu einer Einheit, anstatt sie voneinander zu trennen.

Einfühlungsvermögen zum Beispiel ist so eine übergreifende Stärke, von der Computer überhaupt nichts verstehen. Um diese Art von Stärke zu fördern, ist zum Beispiel Meditation ein wirksamer Weg. 


Ein weiterer Trick, der das Leben einfacher macht, sind Faustregeln für bestimmte Situationen. Sie können zum Beispiel Stunden damit verbringen, das perfekte Hotel für den nächsten Business-Trip zu finden. Oder Sie arbeiten mit der Faustregel: zwei Minuten, drei Alternativen und dann entscheide Sie sich, einfach nach Bauchgefühl. So schlecht wird das Hotel schon nicht sein, und auch nach stundenlangen Vergleichen können Sie immer noch Pech mit der Auswahl haben. 

Also keine Sorge. Die Arbeitswelt von morgen erscheint komplex und manchmal beängstigend, doch im Prinzip steckt alles, was Sie dafür brauchen, schon in Ihnen drin – Sie dürfen es nur etwas hervorlocken. Ich wünsche Ihnen viele neugierige Erfahrungen dabei!


Falls Sie das Thema gerne einmal zu zweit bei einem Caoching in der Natur besprechen wollen, dann wissen Sie ja wie Sie mich erreichen:  abundzu@freiraeumen.com

About the Author

DI Robert Pap, Mentalcoach und Raumdesigner. Gründer von Freiräumen.com mit dem Schwerpunkt Stressmanagement

  • Klaus Podirsky sagt:

    Lieber Robert,
    danke für deine Bereitschaft, mich und viele andere, jede Woche an deinen Gedanken Anteil nehmen zu lassen! Es erquickt, zu erleben, wie konsequent du damit umgehst und wie kompetent. Herzlich,

    Klaus

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