„Bevor ich etwas ändere, sterbe ich lieber früher.“

By Robert Pap | Blog

Feb 09

“Bevor ich etwas ändere, sterbe ich lieber früher”


So genau hat es nicht gesagt, aber auf die Frage, weshalb er nichts an seinem Leben geändert wird, obwohl er weiß, dass es ihm dann besser geht, hat er nur den Kopf geschüttelt und sagte: „Wenn es nicht schnell geht, dann bringt es nichts. "


Die Geschichte geht so: 

Ich war auf einer Beerdigung und begleitete meine 80jährige Mutter, die einen guten Freund verabschiedete. Es kamen über 200 Menschen und erstmals erlebte ich eine Einsegnung ohne Pfarrer. Ein Mann der Bestattungsfirma übernahm die Rede. Ich war sehr beeindruckt und die Stimmung war traurig und berührend zugleich.

Wir gingen zum Leichenschmaus und ich kam mit Menschen ins Gespräch, die ich zum letzten Mal vor knapp 40 Jahren gesehen hatte. Andere kannte ich flüchtig von diversen Besuchen der letzten Jahre. Sie kannten mich jedenfalls alle. DER SOHN: Als Teenager war ich drei Sommer lang in der Mobilheimsiedlung am See bei meiner Mutter und schaute dann im Laufe der Jahre immer wieder mal vorbei und sagte Hallo. 

Von meiner Mutter wussten sie über mich "alles", ich wusste über sie gar nichts. Das waren immer lustige Begegnungen. 

Was fiel mir besonders markant auf? 

  • Women are im alter essential fitter as her men. 

  • Männer haben etwas Bemitleidenswertes, wenn sie von ihren Frauen dominiert werden.

  • Männer über 75 sehen im Vergleich zu ihren Frauen erbärmlich aus.

(Mir fällt gerade auf, dass ich mich nicht trauen würde, also über Frauen zu schreiben: -o) 


Das waren die ersten optischen erschreckenden Erkenntnisse.

Ich war in einer

andere Welt

Alle Sprachen über ihre Wehwehchen und das waren keine Belanglosigkeiten. Da ein Steißbeinbruch, dort ein gerade noch überlebter Herzinfarkt. Sie wussten erstaunlich viel über medizinische Begriffe, doch die Zusammenhänge fehlten den meisten. 

Wird es mir in 20 Jahren ähnlich gehen?

Ein Mann erstaunte mich dann am meisten. Er war erst 76, sah aber aus wie Ende achtzig. Als er meine Mutter nach Monaten beim Begräbnis wieder einmal sah, konnte sie es kaum glauben.

“Ach du liebe Zeit - der Josef! Wie sieht der denn aus? ”  sagte sie und hielt sich die Hand vor den Mund. Sie war sichtlich entsetzt. Der gute Josef konnte kaum mehr gehen und war hochbetagt. Sie hatte ihn offensichtlich vom letzten Sommer ganz anders in Erinnerung. 

Josef saß mir gegenüber und erzählte mir seine Geschichte. Mitte dreißig rauchte er vier (!) Packungen Zigaretten. Er litt unter massiver Atemnot und hatte 17kg Gewichtsverlust. Als er wieder essen konnte, päppelte er sich mit deftiger Hausmannskost hoch und hatte danach 25kg mehr. Nach einem erneuten Verdacht auf ein verengtes Herzgefäß mit einer weiteren Operation war er dann auf einer vierwöchigen Reha, nach der es ihm bedeutend besser ging.

Was war mit Josef geschehen? 

Er wurde einer radikalen Diät mit einem umfassenden Bewegungsprogramm von der Früh bis zum Abend durchgeführt. Sein Körper hat sich zwar in nur vier Wochen regeneriert, aber danach hatte er so viel Lust auf seinen Hausmannskost, dass er aus Trotz noch mehr aß als vorher. Er war ein freiheitsliebender Mensch.

Bewegung? Sicher nicht. 

So lebte er die letzten 20 Jahre in seiner rebellischen Art und beschloss, dass ihm nie wieder jemandem vorschreibt, wie er zu essen hat, was er essen soll und wie viel er sich zu bewegen hat. 

Ein Erlebnis - ein Beschluss

Das hatte Folgen, denn seine Muskelmasse verkümmerte, seine Blutwerte waren katastrophal ("Meine Harnwerte waren schon immer schlecht") und die Gesichtsfarbe war fahl mit kaum noch Vitalität in den Augen. 

“Ich war ein begeisterter Sportler, aber letzten Sommer konnte ich nicht mehr über den See schwimmen. Ich hab einfach keine Kraft mehr. Gehe unter. "

Pause. Sein Blick ging nach unten. Resignation hing in seiner Stimme als er sagte:

"Schwimmen war meine Leidenschaft."


Ich konnte es nicht glauben. Was bewegt einen Mann wie Josef, einfach aufzugeben. Es ist ja kein Projekt, das nicht funktioniert, weil zu wenig Budget für das Marketing vorhanden war. Es war sein Leben!

„Wenn du weißt, was du machen müsstest, um wieder über den See zu schwimmen, weshalb änderst du dann deine Gewohnheiten nicht?“ fragte ich ihn.

Er war im Widerstand, wollte weder auf den Zucker, noch auf die Hausmannskost verzichten. Er wollte auch keine muskelstärkenden Übungen machen. Er war es gewohnt, dass es leicht geht, dass die Veränderungen schnell gehen.

"Schritt für Schritt ist nicht so meine Sache." 

Und dann passierte etwas Unglaubliches. Er gab die Schuld seiner neben ihm sitzenden Frau. Ernsthaft jetzt. Er wollte vor 15 Jahren Radfahren, aber sie wollte das nicht. Deshalb kann man heute kaum mehr gehen und hat einen Arzttermin nach dem anderen. 

Er hat übrigens keine Diagnose. Seine Schmerzen wandern. Einmal im Sprunggelenk, dann im Knie. Seine Augen werden schwach und wurden schon sieben Mal mit einer Flüssigkeit injiziert. Sehr schmerzhaft.

Von außen betrachtet - und nur von dort - kann ich einen Bilderrahmen und ein ungenaues Bild erkennen. Der Mann hat ein großes Problem. Deswegen streiken seine Augen (Mir läuft eine Laus über die Leber, blind vor Wut). Um mehr ins Detail zu gehen, bräuchte es ein individuelles Gespräch mit einigen einfachen Vortests. 

Von dem, was ich in den letzten drei Jahren gelernt habe, wurde mir wieder einmal bewusst, dass es in den modernen medizinischen Ansätzen kaum hilfreiche Antworten auf chronische Erkrankungen gibt. Dort eine Spritze, da ein Medikament. Die Ärzte sind allesamt sehr gut ausgebildet und leisten Spitzenarbeit.

Doch die Sicht auf das Bild ist nur dann möglich, wenn ich nicht Teil des Bilderrahmens bin.

Josef sagte übersetzt letztendlich: "Bevor ich etwas ändere, sterbe ich lieber früher. Ich bin nicht bereit, meine Ernährungsgewohnheiten und meine Bewegungsabläufe zu ändern. Meine große Leidenschaft gebe ich auf. Es ist mir egal."

Du hast gerade gesagt: "Ich bin mir egal." 

Ich schaute ihn an und unsere Blicke trafen sich drei Sekunden lang. Eine halbe Ewigkeit für zwei Menschen, die sich nicht kennen. 

Er bemerkte meinen fragenden Blick. Er schüttelte nur den Kopf und presste die Lippen kurz zusammen und was mir aus. Seine Augen hatten einen leeren Blick. 

Ich war entsetzt und bemühte mich, meine Gefühlswallung - ein Mix aus Mitgefühl, Empörung und Ohnmacht - vor ihm zu verbergen. Wie konnte man sich nur so einfach aufgeben?

Es geht doch um das eigene Leben.

Ich gab ihm zum Abschied die Hand und wünschte ihm alles Gute und viel Gesundheit. Er wich meinem Blick aus und sagte leise Danke. 

Ich hatte in dieser Sekunde einen schrecklichen Gedanken:

"Er hat die Chance, noch zehn Jahre länger zu leben, aber wahrscheinlich wird er der nächste sein, den ich gemeinsam mit meiner Mutter am Friedhof habe, wenn er nichts ändert." 

Ich verurteilte mich sofort für diesen Gedanken und verwarf ihn. Als ich diesen Text schrieb, überlegte ich lange, ob ich diesen Gedanken niederschreiben soll und tat es dann doch.

Ich wünsche Josef, der natürlich ganz anders heißt, noch ein langes Leben. Möge er seinen Weg finden. 


Wenn Sie möchten, dass Sie nur mit einer radikalen Verhaltensänderung wesentlich länger leben, würden Sie alles so lassen? 

Wie gehen Sie mit dem Loslassen von Gewohnheiten im Leben um? Wenn Sie etwas auf dem Herzen haben, dann vereinbaren Sie doch einmal ein Coaching in der Natur mit mir. Die Tage werden schon wärmer und beim Gehen sind wir dreimal so schnell am Kern Ihres Themas.


PS: Eine flüchtige Bekannte hat ihre Bedenken zu Coaching geäußert. Über Umwege ist die Info zu mir gekommen.

"Da bekommt man eine Bewertung wie gut oder schlecht man ist und es wird vorgeschrieben, wie man zu seinem hat." 

Ein Gespräch steht noch aus, um mehr Klarheit zu geben, was wirklich beim Coaching passiert ist. Ich war definitiv überrascht und erheitert zugleich. 

About the Author

DI Robert Pap, Mentalcoach und Raumdesigner. Gründer von Freiräumen.com mit dem Schwerpunkt Stressmanagement

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