Die ursprüngliche Bedeutung von Stress und eine Übersicht unseres Hormoncocktails

By Robert Pap | Blog

Okt 28

Die ursprüngliche Bedeutung von Stress und eine Übersicht unseres Hormoncocktails


Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol, Kortison, Serotonin, Melatonin. Alles schon einmal gehört, doch beim Abendessen mit Freunden, geben wir dann doch wieder Halbwahrheiten von uns oder müssen Mr. Google kontaktieren.

Hier ist also die Übersichtsseite zum Nachschlagen der wichtigsten Hormone und wie sie vor allem in unserem Körper zusammenspielen. Besonders überrascht hat mich die unterschiedliche Wirkung von Nahrung bei Serotonin und Melatonin.

Was ist nun der ursprüngliche Grund für Stress?


Warum hat die Natur so etwas überhaupt eingerichtet? Die größte Zeit unseres menschlichen Daseins hatten wir kein Dach über dem Kopf und mussten auch in der Nacht auf der Hut sein. Stress bereitet den Körper auf die Flucht, den Kampf oder auf die Totstellung vor. Es sind die 3 berühmten f´s. fight, flee or freeze. Das geht alles in weniger als einer Sekunde. Blitzschnell. Es ist eine natürliche Alarmbereitschaft, wenn es ums Überleben geht.

Unser Gehirn kennt zwischen dem nächtlichen Rascheln eines Pumas und unseren heutigen Alltagsstress keinen Unterschied und schüttet dieselben Hormone wie vor 300.000 Jahren aus. Ist der Stress nur kurz und folgt darauf eine längere Erholungsphase ist das für unseren Körper kein Problem. Wenn dieses Schutzprogramm ständig hochgefahren wird und nicht mehr zur Ruhe kommt, dann drohen psychische wie körperliche Schäden. Und genau das passiert mit uns in der heutigen Zeit.

Hier nun die medizinisch korrekte Beschreibung, was denn nun genau in unserem Gehirn und Körper passiert und welche Hormone daran beteiligt sind.

Dopamin

Dopamin ist ein wichtiger Neurotransmitter des zentralen Nervensystems, der eine wichtige Rolle für die Fähigkeit spielt, Belohnungen zu erleben. Dopamin steuert die Motorik, Konzentration, Motivation und die mentale Leistungsfähigkeit. Gemeinsam mit Serotonin werden diese Nervenbotenstoffe (Neurotransmitter ) als Glückshormone bezeichnet. Ein zu viel an Dopamin führt zu erhöhter Durchblutung verschiedener Körperregionen, insbesondere der Nieren. Aus Dopamin entsteht Adrenalin und Serotonin und es wurde lange Zeit geglaubt, dass dieses Vorprodukt keinen großen Stellenwert in unserem Körper hat, bis festgestellt wurde, dass bei zu wenig Dopamin parkinsonähnliche Zustände bei der Motorik entstehen.

Dopamin wird in der Notfallmedizin bei Herzinfarkt, schweren Infektionen und bei starken Blutdruckabfall eingesetzt. Im Zusammenhang mit dem Gefühl der Belohnung wird Dopamin aber nur dann ausgeschüttet, wenn wir relativ bald nach einer Anstrengung sehen können, wie das Ergebnis aussieht. Gerade im mittleren Management und in vielen anderen Arbeitsprozessen fehlt dieser Wahrnehmungsprozess. Dann wir auf Dauer weniger Dopamin produziert und wir fühlen uns nicht genügend motiviert, weil der Sinn im Tun fehlt. Es fühlt sich dann antriebslos und ohnmächtig an.

Adrenalin

Adrenalin war der erste Neurotransmitter, der im zentralen Nervensystem von Säugetieren gefunden wurde. Eine ältere Bezeichnung lautet Epinephrin, wobei das griechische nephros auf die Niere hinweist. Im Nebennierenmark produziert ist es ein Hormon. Es lässt uns bei Gefahr, bei einem Wettkampf oder einem stressigen Ereignis, wie eine Präsentation vor vielen Menschen, sofort handeln. Bereits in der ersten viertel Sekunde einer überraschenden oder gar lebensbedrohenden Situation, schießt Adrenalin in unseren Körper, damit wir maximale Leistungsbereitschaft in den Muskeln haben. Gleichzeitig werden die Bronchien stark erweitert, damit die Lunge voll arbeiten kann, um beim Davonrennen oder beim Kampf mehr Sauerstoff zur Verfügung zu haben.

Die Leber wird angeregt, sofort mehr Zucker für die beteiligten Muskelgruppen bereit zu stellen. Die Gefäße erweitern sich und das ist auch der Grund, warum es plötzlich so warm wird, wenn wir gestresst sind. Alle körperliche Vorgänge, die nicht für diesen einen Moment gebraucht werden (Verdauung, Entgiftung, Ausscheidung und vor allem das Immunsystem) werden auf Null runtergefahren, um Energie zu sparen. Dafür werden jene Reflexe auf ein Maximum raufgefahren, die für die bevorstehende Aktion benötigt werden.


Noradrenalin

Noradrenalin ist ebenso ein Nervenbotenstoff, der aktiv zwischen dem Sympatikus – dem Antreiber in unserem Gehirn – und dem Zentralnervensystem vermittelt. Er wird in der Nebenniere produziert und führt zu einer sehr wachen Aufmerksamkeit. Jede neue stressige Situation kann blitzschnell zu einer Emotion (meistens Angst) führen. Der Blutdruck wird massiv gesteigert indem Noradrenalin die Blutgefäße verengt. Sowohl die Adrenalin-, als auch die Noradrenalin-Wirkung ist nur von kurzer Dauer. Wird dieser Zustand jedoch zu lange aufrecht erhalten, dann folgt eine Gegenreaktion mit der Produktion von Cortisol.


Cortisol

Ursprünglich hat ein länger anhaltender hoher Cortisolspiegel die Aufgabe, die Stoffwechselvorgänge im Körper runter zu fahren, damit es zu keiner Unterzuckerung bei längeren Zeiten ohne Nahrung kommt. In der Medizin wird Cortisol dazu verwendet, um Entzündungen niedrig zu halten und überschießende Reaktionen zu minimieren. Gleichzeitig hat es eine dämpfende Wirkung auf das Immunsystem. Gemeinsam mit dem Insulin ist es für die Zuckerregulation im Blut verantwortlich. Es stellt bei körperlichem wie psychischem Stress mehr Zucker zur Verfügung und baut Eiweisbausteine im Gehirn zu Zucker um, damit das Gehirn ausreichend mit Energie versorgt wird. Personen mit dauerhaft höherem Cortisol-Level zeigen einerseits einen Verletzungsgrad der weißen Masse im Gehirn auf, können sich an weniger Dinge erinnern, haben eine geringere Aufmerksamkeit und in Folge davon ein geringeres Gehirnvolumen.

Abends ist der Cortisolspiegel sehr niedrig, in der Früh am höchsten. Ist die Stressbelastung auch unter Tags hoch, kommt es zu Verletzungen der Isolation der Nervenstränge. Das führt dazu, dass Signale nicht schnell genug weitergeleitet werden können und es zu vermehrter Aufregung kommt. Diese Phänomene treten vor allem bei Frauen auf. Was folgt, ist eine Schwächung der Nebenniere (Nebennierenrindeninsuffizienz), die zu chronischen Erschöpfungserscheinungen, Schlaflosigkeit und Aufmerksamkeitsdefiziten führt.


Kortison

Aus dem körpereigenen Kortison, welches in der Nebennierenrinde produziert wird, und die Vorstufe von Cortisol ist, gewinnt die Medizin das künstliche Kortsion, das mit dem natürlichen Cortisol identisch ist, in seiner Wirkung aber um einiges stärker wirkt. Langanhaltende Kortisongaben hemmen die Produktion des körpereigenen Cortisols und können bei einer Einnahme von mehr als drei Monaten zu Osteoporose führen.

Die Nebenwirkungen sind selbst bei kürzerer Einnahmezeit sehr vielfältig. Kortison wird in der Medizin vor allem bei Autoimmunerkrankungen zur Hemmung der Entzündungswerte verwendet. Gleichzeitig wird aber das Immunsystem gehemmt, die weißen Blutkörperchen (Abwehrzellen) reduzieren sich, was zu höherer Anfälligkeit bei Grippe und Erkältungskrankheiten führt. Ein Nebeneffekt bei Männern ist das vermehrt produzierte Bauchfett, dass sich zwischen den Organen (viszeral) anlegt. Selbst wenn gleich viel Nahrung zugeführt wird, steigt der Fettanteil bei Kortisongaben weiter an.


Serotonin

Wie schon erwähnt, ist Serotonin neben Dopmanin ein Glückshormon. Es steuert den Wach-Schlafrhythmus und sorgt für die gute Laune. Durch zu viel Kortisongaben wird Serotonin unterdrückt und es kann zu depressiven Verstimmungen kommen. Serotonin ist auch unser natürlicher Appetitzügler. Bei Stress wird Serotonin nur mehr eingeschränkt produziert. Körpereigenes Serotonin wird über die Vorstufe Tryptophan hergestellt, dass sich aber nicht über die in vielen Ratgebern angegebenen Nahrungsmittel wie Nüsse, Fisch, Rindfleisch, Bananen, Pilze und Bohnen vermehren lässt. Da Serotonin die Blut-Hirnschranke nicht überwinden kann, ist der Effekt der Nahrungsmittel sehr gering. Der größte Serotoninspeicher in unserem Körper ist der Darm. Doch dort löst das Hormon keine Glücksgefühle aus. Es sind auch nicht die Lebensmittel, sondern die von uns verknüpfte Bedeutung, die im Belohnungszentrum das Gefühl Glück auslöst.

Süßes ist meist Trostspender in der Kindheit und verankert sich so mit dem Gefühl. Und es ist wieder das Hormon Dopamin, was hier zum Tragen kommt. Essen wir in einer entsprechenden Situation Süßes oder stark kalorienhaltige Speisen, so entstehen Emotionen die in Form von Synapsen in uns verschalten sind. Mögen wir Schokolade und sehen wir sie, so werden im Gehirn jene Regionen aktiv, die Dopamin produzieren. Mögen wir Schokolade nicht, so löst es auch keine Reaktion in unserem Glückszentrum aus. Ganz gleich, ob wir sie essen oder nicht. Süß ist jedoch jener Geschmack, der evolutionsbedingt die höchste Sicherheit mit sich bringt, dass die Speise NICHT giftig ist.


"Es gibt da so ein paar Gemeinsamkeiten unter den Lebensmitteln, die häufig genannt werden. Und das ist evolutionsbiologisch gut zu verstehen, es sind nämlich fast immer sehr kalorienreiche, sehr energiereiche, sehr zuckerreiche Lebensmittel. Und wir mussten in der Evolution immer solche Lebensmittel bevorzugen, die viele Kalorien enthalten haben. Darum ist es nur zu verständlich, dass wir ein Belohnungssystem haben, das den Verzehr kalorienreicher Lebensmittel auch mit einer guten Stimmung belohnt." PD Dr. Thomas Ellrott, Institut für Ernährungspsychologie an der Universität Göttingen.


Melatonin

Der Gegenspieler von Serotonin ist das sogenannte Schlafhormon. Melatonin wird aus Serotonin gewonnen und ist das einzige Hormon der Zirbeldrüse (Epiphyse). Erst 1990 entdeckte der Wiener Forscher Franz Waldhauser unter der Leitung von Prof. Richard Wurtmann, dass die Gabe von Melatonin die frühen Schlafphasen verkürzt und die REM Phasen deutlich länger verlaufen. Im Unterschied zu Serotonin kann es die Blut-Hirnschranke durchdringen. Deswegen haben Nahrungsmittel wie Cranberrys, getrocknete Tomaten und Paprika, sowie Steinpilze und einige Getreidearten positive Auswirkungen auf unser Schlafverhalten.

Bei Dunkelheit wird Melatonin vermehrt produziert, bei Helligkeit reduziert. Es hat einen direkten Einfluss auf erholsamen Schlaf und auf den Tag/Nacht Rhythmus. Bei älteren Menschen steigt der Melatoninspiegel in der Nacht um den Faktor 3 an, bei Jugendliche um den Faktor 12. Im Winter bleibt aufgrund des geringes Sonnenlichts der Melatoninspiegel auch tagsüber hoch, was zu Müdigkeit und depressiver Verstimmung führen kann. Melatonin ist ein wichtiges Antioxidans und ein effektiver Radikalfänger. Gemeinsam mit anderen Oxidantien entsteht eine Vervielfachung dieses Effekts. Melatonin hat einen extrem hohen Schutz gegen mitochondrialen oxidativem Stress, der durch Sepsis ausgelöst wird, einem lebensbedrohlichen Zustand, wenn die körpereigenen Abwehrkräfte gegen eine Infektion die eigenen Gewebe und Organe zusätzlich angreifen.

Erstaunlich ist trotz der breiten medizinischen Anwendung seit vielen Jahrzehnten die fehlende Konzentrationsangabe bei Melatonin. Dadurch können auch keine genaue Angaben über Substitutionspräparate gemacht werden.

Beim Durchlesen bemerke ich, dass ich noch nie so viele rot unterwellte Fremdwörter in einem Text verwendet habe. Falls medizinisch fachkundige Menschen diesen Text lesen, dann bitte ich um Kommentare und Ergänzungen, ob diese Beschreibung dem Letztstand der Forschung entspricht.

About the Author

DI Robert Pap, Mentalcoach und Raumdesigner. Gründer von Freiräumen.com mit dem Schwerpunkt Stressmanagement

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