Mythos Motivation

By Robert Pap | Blog

Mai 12

Einen schönen Sonntag wünsche ich Ihnen!

Schrieb ich letzte Woche tatsächlich, es sei das letzte Wochenende – vor der Zeit im Garten draußen – an dem wir es uns mit einem Buch oder einem anregenden Gespräch über die Zukunft auf dem Sofa gemütlich machen können?

Heute ist schon wieder so ein untypischer Mai-Sonntag. Eisheilige eben.

Wozu motiviert Sie so ein Wetter?

Endlich einmal einen Kasten aufzuräumen, oder das Bücherregal nach ungelesenen Büchern inspizieren? Oder sind Sie eher von solch äußeren Einflüssen zu demotivieren?

Die Motivation ist so eine Sache. Seit eineinhalb Jahrzehnten gibt es den Gallup Engagement Index zur Zufriedenheit und Motivationslage der ArbeitnehmerInnen. Sie fällt jedes Jahr erschreckend aus. Vor allem, wenn Sie sie noch nie gesehen haben. 85% der MitarbeiterInnen sind nicht motiviert und schon gar nicht mit dem eigenen Unternehmen verbunden.

Die Wissenschaft weiß nicht genau, was uns langfristig wirklich motiviert, aber sie weiß, was uns demotiviert. Und wenn Sie das unterlassen, dann kann sich im eigenen Team schon mal etwas bewegen.

Der Hauptdemotivator in den deutschsprachigen Unternehmen ist

der unmittelbare Chef, sagt Dr. Reinhard Sprenger. Er muss es wissen, hat er doch das erfolgreichste Buch zum Thema Motivation geschrieben. Mythos Motivation heißt es. Hier können Sie gratis eine Zusammenfassung lesen.
In einem Satz:

„Jeder Mensch verläßt das Unternehmen,
wenn er oder sie sich nicht mehr
wahrgenommen fühlt. Mehr ist nicht.“

Arbeitende Menschen werden in der Wissenschaft in zwei Kategorien eingeteilt.

Theorie 1: Die x-Menschen

– wollen grundsätzlich nicht arbeiten
– benötigen monetäre Anreize oder Extra Boni, um Termine einzuhalten
– auf sie muss Druck ausgeübt werden, damit sie Leistung erbringen
– sie sind kaum kreativ, außer es geht darum, Vorschriften zu unterwandern und Fehler zu vertuschen

Theorie 2: Die y-Menschen

– wenn die Rahmenbedingungen passen, übernehmen sie gerne Verantwortung im Job
– wollen ihr eigenes Potential kennenlernen
– ergibt die Arbeit einen Sinn, kann sie sogar Spaß machen
– sie stecken sich selbstbestimmt ihre eigenen Ziele und verfolgen diese auch

Und nun die 1. Frage an Sie:
Mit welchem Typ können Sie sich am ehesten identifizieren?
Theorie 1 oder Theorie 2? Antworten Sie ganz spontan.

Die 2. Frage ist ganz ähnlich, nur geht es um die Menschen in Ihrem Arbeitsumfeld,

um jene in der U-Bahn oder ganz allgemein in Österreich/Deutschland, der Welt.

X oder y? Was meinen Sie? Welche Theorie beschreibt am besten die Menschen um Sie herum?

Diese Zuordnung stammt übrigens von Douglas McGregor und ist fast 60 Jahre alt.

Aber jetzt halten Sie sich fest!

Befragungen dieser Art fanden bereits 1000fach statt und immer kommt ein ähnliches Ergebnis heraus. Wir Menschen finden uns selbst bei der Theorie 2 – also dem motivierten y-Typ – wieder. Die anderen Menschen ordnen wir allerdings gerne dem Typ x zu. Jenen Menschen, den man Druck aufbauen muss, damit er überhaupt was tut.

Wenn Sie nun ein Team leiten oder mit Kolleginnen zusammenarbeiten, ist es von entscheidender Bedeutung welcher Theorie in sich tragen.

Denn mit unserer inneren Überzeugung
erschaffen wir unsere äußere Umgebung.

Es verhält sich ähnlich, wie das Phänomen, wenn Sie sich ein neues Auto kaufen oder schwanger werden. Sie sehen dieses Auto und die Schwangeren plötzlich überall.

Wenn Sie davon überzeugt sind, dass da draußen lauter x-Menschen sind, werden Sie sie auch in Ihrer Umgebung vorfinden.

Dann benötigen Sie aber ein gut funktionierendes Kontrollsystem. Viele Regeln, einen Verhaltenskodex und eine Kultur mit Konsequenzen.

Motivationssysteme und Anreize, wie Sie einen Verkäufer dazu bringen, mehr zu verkaufen gibt es viele. Incentive-Veranstaltungen wie damals bei der Ergo Versicherung mit dem Sex-Skandal in Budapest sind uns noch in Erinnerung.

Mitarbeiter werden dazu angehalten, selbstständig zu denken, dürfen dann aber nicht einmal eine Fortbildung selber für ihren Fachbereich buchen. Fehlt dann ein Beleg für die Taxifahrt ist gleich Feuer am Dach. Da braucht es einen Prozess, der eine neue Kultur hervorbringt.

Bevor das stattfindet, gilt es alte Muster erst einmal loszulassen. So ein Prozess kann durch eine veränderte Arbeitsumgebung unterstützt werden. Zumindest ist das meine Arbeitsweise, wenn ich solche Prozess in Unternehmen starte. Und dieser Ansatz der Raumgestaltung UND einem Kulturentwicklungsprozess in Unternehmen greift um sich.

Wie bringen wir Kinder dazu, ein Buch zu lesen? In dem wir ständig mit dem Smartphone unterwegs sind, oder Stunden vor dem Fernseher verbringen? Sie benötigen ein Vorbild und eine entsprechende Lernumgebung. Wenn der Tisch zum Beispiel direkt beim Fenster steht, Unordnung vorherrscht und das Kind von hinten angesprochen werden kann, wird sich kein Mensch konzentrieren können. Es wird vielmehr ständig beim Fenster rausschauen und viel länger für die Hausaufgaben benötigen.

Zu diesem Thema werde ich demnächst einen eigenen Artikel verfassen.

Doch jetzt kommt noch eine gute Nachricht:

Wir sind alle gut motiviert, denn wie kommt es sonst, dass Menschen nach Dienstschluss eine Verwandlung der ganz besonderen Art erleben.

– sie bauen ihr Haus um und buddeln im Garten
– sie leiten eine Blasmusikkapelle oder singen im Chor
– sie schreiben einen Blog oder verfassen Gedichte
– sie engagieren sich für ihre Eltern oder sind karitativ tätig

Und das tun sie alle, ohne das es ihnen jemand gesagt hat. Sie tun es einfach, weil sie es wollen.

Also welche Theorie stimmt jetzt?

Bleiben Sie entspannt, aber tun Sie auch etwas dafür.

Robert Pap von Freiräumen.com

About the Author

DI Robert Pap, Mentalcoach und Raumdesigner. Gründer von Freiräumen.com mit dem Schwerpunkt Stressmanagement

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