Wie Sie den Eigenheiten Ihrer Arbeitskollegin nicht mehr ausgeliefert sind

By Robert Pap | Blog

Mrz 10

Meine Arbeitskollegin führt Selbstgespräche. Was soll ich tun?

Die erste innere Reaktion ist meist: „Sie nervt!“ Doch wie wollen Sie eine Kollegin darauf hinweisen, dass Sie die Selbstgespräche stören und sie das bitte unterlassen soll.

Noch dazu sind Sie noch nicht so lange in dem Unternehmen, also haben Sie auch nicht das Recht dazu, den Laden hier umkrempeln zu wollen und neue Verhaltensregeln einzufordern. Sie sind ja schließlich nicht die Chefin hier.

Es nervt aber trotzdem. Und zwar gewaltig. Sie haben nun die Möglichkeit auf mehrere Arten darauf zu reagieren. Je nachdem, welcher Typ sie sind, entstehen danach verschiedene Szenarien:

Sind Sie ein extrovertierter Typ, dem es leicht fällt, die Dinge beim Namen zu nennen, dann gehen Sie am besten geradewegs auf die Kollegin zu und sagen ihr, dass ihre Selbstgespräche beim Tippen störend sind. Punkt.

Der Großteil unserer Erziehung hat aber solche vor Selbstbewusstsein strotzende Exemplare nicht hervorgebracht, denn wir sind zu Höflichkeit und Respekt erzogen worden. Zumindest die älteren Jahrgänge unter uns. Ganz abgesehen davon, ist dann meist das Arbeitsklima im Keller, wenn Sie das so direkt sagen.

Gehen wir also davon aus, dass es Ihnen peinlich ist, das so direkt anzusprechen und dass Sie lieber nichts sagen. Der Stimmung wegen. Also leiden Sie still und nehmen es hin.

Die Kollegin ist aber Ihre unmittelbare Sitznachbarin im Büro und wird es – sofern Sie nicht kündigen – die nächsten Jahre auch bleiben. Vielleicht gewöhnen Sie sich auch daran und nehmen es bewusst nach einiger Zeit gar nicht mehr wahr. Vielleicht sollten Sie doch Ihren Vorgesetzten darüber informieren?

Das ist doch lächerlich, Schwamm drüber, oder? Na ja, ab und zu poppt es aber doch immer wieder einmal hoch. Da ist so ein kleiner Zorn, der Ihre Kabeln anschwellen lässt. Und dann ist er wieder voll da und sie würden am liebsten …

Gehen wir es konstruktiv an. Woher kommt denn so ein Verhalten und was steckt hinter den Selbstgesprächen? Der Volksmund sagt, dass jemand etwas auf dem Herzen hat, wenn er viel spricht.

Selbstgespräche sind laut gewordene Gedanken, die zum Beispiel so klingen: „Excel schließen…ok….. gibt es neue E-mails? – Pause – Mmmmh, schon wieder Spam. – Seufz – Ärgerlich. – Ah ein Newsletter! Fein!“

Menschen, die so agieren sind sich überhaupt nicht bewusst, dass sie andere Menschen mit ihrem Verhalten stören. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist die Zunge ein Indikator des Herzens. Ist das Organ nicht im Gleichgewicht, kann sich das über ein vermehrtes Vor-Sich Dahin-Sprechen zeigen.

Das Herz hat in dieser Symbolik auch mit Gesehen werden, Anerkennung, Wertschätzung und schlussendlich mit Liebe zu tun. Dieser TCM Hypothese zufolge hat Ihre Kollegin, die mit sich selbst spricht ein Herzthema. Sie bekommt zu wenig davon und kompensiert diesen inneren Mangel mit Selbstgesprächen.

Denn es könnte ja sein, dass sie jemand auf eines ihrer laut vorgetragenen Themen anspricht. Am liebsten wäre es ihr, wenn Sie nachfragen „Welchen Newsletter hast du denn bekommen?“ Sie würde aufblühen und Ihnen in einem Redeschwall alles darüber erzählen wollen.

Doch Sie fragen natürlich nicht nach. Sie sind doch nicht wahnsinnig und setzen sich dem doch nicht absichtlich aus.

Was also tun? Die Sandwich-Methode hat sich in solchen Fällen sehr bewährt. Die zwei Brothälften sind Zuwendung, Anerkennung, Wertschätzung und Lob. Die Fülle im Sandwich ist die eigentliche Botschaft mit der Bitte um Verhaltensänderung.

Sie geben also zuerst Anerkennung, Bitte um Verhaltensänderung und wieder Anerkennung. Meist reicht jedoch der erste Schritt. Wenn die Kollegin was Neues anhat, was ihr steht, machen Sie ihr ein Kompliment. Das wird für sie ungewöhnlich sein, aber sie wird es ganz sicher gut annehmen, weil sie einen massiven Mangel an Zuwendung hat.

Das machen sie 1-2x die Woche und sie werden nach kurzer Zeit bemerken, dass die Selbstgespräche weniger werden.

Sollte das nicht klappen, dann haben Sie die Pflicht mit der Sandwich-Methode nach einer Wertschätzung in aller Klarheit und mit Respekt das Thema anzusprechen. „Mich stört es übrigens, wenn du mit dir selber sprichst. Da kann ich mich nicht so gut konzentrieren bei der Arbeit.“ Ganz gleich was dann kommt, Sie setzen mit einer Wertschätzung nach. „Sag, hast du ein neues Parfum? Das riecht gut!“

Seien Sie bei diesem Vorgehen so authentisch wie möglich und verkaufen Sie Ihre Kollegin nicht für blöd. Wir alle haben solche Geschichten laufen, nur wissen wir noch nichts davon.

Wie geht es Ihnen mit solchen eingefahrenen Situationen mit anderen Menschen? Haben Sie schon erfolgreiche Verhaltensänderungen bewirken können? Schreiben Sie mir einen Kommentar. 

 

 

 

 

About the Author

DI Robert Pap, Mentalcoach und Raumdesigner. Gründer von Freiräumen.com mit dem Schwerpunkt Stressmanagement

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