Die guten Ideen, die nie verwirklicht werden und Emotionen hervorrufen

By Robert Pap | Blog

Mai 19

Einen schönen Sonntag wünsche ich Ihnen!

Die Sonntagsgedanken sind heute in einer Bank zu Besuch. Es könnte aber auch irgendein anderes Unternehmen sein. Schauen wir einmal hinein, was sich da gerade so tut.

Leonie ist eine Projektmanagerin und hat eine sehr gute Idee.

In dem Augenblick, als die Idee aufkam, war sie richtig begeistert. Ein Gefühl von Freude und Weite machte sich breit. Also ging sie zu ihrer Vorgesetzten und präsentierte ihr zwischen Tür und Angel diese tolle Idee. Diese kam immerhin auf die Tagesordnungsliste für das nächste Teammeeting und Leonie bekam die darauf folgende Woche am Ende eines harten Tages eine Absage. So toll war die Idee dann doch wieder nicht.

Schauen wir uns einmal an, was das bei Leonie auslöste und ob SIE sich darin wieder finden können.

Diese Wahrnehmung bringt zunächst einmal Schmerz, Enttäuschung und etwas Trauer hervor.

Was meinen Sie, wie lange solche Gefühle in der reinen Form überleben können?

Schätzen Sie! Genau in diesem Fall.

Es sind bloß ein paar Sekunden, dann ist das Gefühl wieder weg, wenn wir nicht noch unser Gedanken hätten.

„Warum haben die meinen Vorschlag nicht angenommen? Wahrscheinlich bin ich nicht wichtig genug.“ Denkt sich Leonie und kreiert mit diesen Gedanken einen weiteren Schmerz und ein Gefühl der Demütigung. Selbst dieses Gefühl lebt Leonie nicht aus und die Reise beginnt von vorne:

„Wie soll ich mich jetzt verhalten, damit mich die anderen möglichst professionell wahrnehmen? Am liebsten würde ich vor lauter Wut schreien. Dann bin ich aber draußen!“

Die hochkommende Wut mobilisiert einen Rachegedanken gegen jenen Abteilungsleiter, der ihre Idee letztendlich abgelehnt hatte. Doch dann meldet sich die Angst vor dem Ausgestoßensein und Leonie verschwindet schnell wieder in ihrem Kopf und beschuldigt sich nun selbst, dass sie irgendetwas ganz anders hätte machen sollen.

„Warum habe ich das meiner Chefin auch nur zwischen Tür und Angel gesagt, ich Depp!“

Es entsteht durch den Cocktail zwischen Schmerz, Gefühlen und Gedanken ein Karussell, das gegen Leonie selbst fährt. Dann aktiviert sich noch ein Glaubenssatz aus ihrer Kindheit: „Ich werde es nie richtig machen können.“

Doch jetzt ist es aber wirklich genug, und Leonie fällt ein, dass heute Abend die neue Staffel ihrer Lieblingsserie beginnt. Schließlich will sie mit ihrer Kollegin morgen darüber plaudern, um wenigstens hier am letzten Stand zu sein.

Kennen Sie solche Gedankengänge und die damit verbundenen Gefühle? Lenken Sie sich auch gerne ab, um ihre Gedanken-Gefühlscocktails schnell los zu werden?

Das Beispiel von Leonie lässt sich als Metapher auf viele Lebenssituationen übertragen und beschreibt einen Zustand, der die mittlere und obere Ebene in der Grafik mit einbezieht. Die untere Ebene ist entweder nicht ausgeprägt oder konnte von Leonie nicht aktiviert werden.

Menschen, die Zugang zu der untersten Ebene haben, beschreiben diese meist mit einem Gefühl des Urvertrauens und leben eine innere Gelassenheit, die durch einen achtsamen Umgang mit sich selbst und anderen Menschen gekennzeichnet ist.

Wie sieht nun die Alternative für Leonie aus? Was empfehlen die Profis?

Das Gefühl einfach wahrnehmen. Fertig fühlen.

„Wie soll ich das machen?“ werden Sie sich vielleicht fragen. So wie sie einen Schmerz wahrnehmen, wenn sich wo anstoßen. Sie können entweder einen kurzen stöhnenden Laut von sich geben, der dem Schmerz entspricht. Sie können sich aber auch verbal laut aufregen, sich an der Stelle heftig reiben, das Gesicht verzerren und einen Schuldigen suchen. Dann wird der Schmerz allerdings viel länger anhalten.

Einfach wahrnehmen verkürzt den ganzen Prozess und das Gefühl verflüchtigt sich nach wenigen Sekunden(!).

Erinnern Sie sich an die erste Frage die Leonie an sich selbst hatte: „Warum haben die meinen Vorschlag nicht angenommen?“

Ein „Warum“ kommt meistens hoch, doch dann kommt eine ganz klare und starke Antwort, die Sie sich selber geben können: „Ich weiß es nicht, aber ich werde morgen einmal nachfragen.“ anstatt sofort eine Behauptung in den Raum zu stellen: „Wahrscheinlich bin ich nicht wichtig genug.“

Das klingt so einfach und wäre die Abkürzung eines langen Schmerzprozesses, der letztendlich in der Selbstsabotage endet.

Vielleicht erfährt ja Leonie beim Abteilungsleiter, dass ihr Vorschlag vorerst einmal abgelehnt wurde, weil er nicht ins heurige Programm passt.

Eventuell würde nächstes Jahr noch einmal darüber diskutiert werden, weil es ja grundsätzlich eine sehr gute Idee sei.

Wie auch immer es ausgeht, ist diese Variante der kürzere und weniger schmerzvolle Weg.

Gefühle. Auf den Punkt gebracht.

So heißt auch der neue Workshop und Online Kurs, den ich gemeinsam mit den Schriftstellern Thomas Köpf & Andrea Fehringer anbiete. 

Da zeigen wir, wie Sie firmeninterne E-Mails so verfassen, dass sie auch so beim Empfänger ankommen, wie sie gemeint sind.

Mehr dazu lesen Sie hier: 

Bleiben Sie entspannt, aber tun Sie auch etwas dafür.

Robert Pap von Freiräumen.com

About the Author

DI Robert Pap, Mentalcoach und Raumdesigner. Gründer von Freiräumen.com mit dem Schwerpunkt Stressmanagement

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