Fallbeispiele Michael: ZWEI von 4 – der Homunkulus und drei neurovaskuläre Beruhigungspunkte

By Robert Pap | Blog

Dez 22

Fallbeispiele Michael – ZWEI von 4:


Heute möchte ich mit dem zweiten Teil meines vierteiligen Berichts zum Fallbeispiel "Michael" starten.

Michael steht als Synonym für viele Menschen, die sich bei der Suche nach einer Verbesserung oder Veränderung im Leben verlaufen haben.

Falls Sie den ersten Teil noch nicht gelesen haben: HIER können Sie ihn nachlesen.


Michael musste erst einmal einige Nächte drüber schlafen, um über die unglaublichen Nachrichten über seinen Sohn hinweg zu kommen. Er hat ihn tatsächlich jahrelang belogen!! 

Er war wütend auf … ja auf wen eigentlich?

Er telefonierte mit Freunden, whatsappte mit einer Mutter, die einen gleich alten Sohn hatte und klagte sein Leid in die Welt hinaus. Er verstand sie nicht mehr und konnte sich bei seiner Arbeit kaum mehr konzentrieren. 


So kam Michael zu mir und wir gingen hinaus in die Natur. Er konnte erkennen, dass er auf sich selbst wütend war. Seinen Sohn liebt er; mehr als sich selbst. Genau das wird später noch einmal ein Thema werden.


Aber im ersten Coaching musste sich erst einmal sein Kopf ausrauchen. Es war alles noch so frisch. Bevor wir am Ende des Spaziergangs nach eineinhalb Stunden wieder umkehrten, testete ich sein Körpersystem mit einem Indikatormuskel und stellte fest, dass die drei Funktionskreisläufe von Herz, Galle und Lunge abschalteten. 


Michael bildet dabei zwischen Daumen und Zeigefinger einen festen Muskelring, den er mit maximaler Kraft hält und von mir auf Widerstand getestet wird. Hält der Muskel zwischen Daumen und Zeigefinger auf die Frage: „Ist der Funktionskreislauf Herz betroffen?“ so bedeutet das ein JA. 

In der Neuroanatomie wird das Homunculus-Modell (lat. Menschlein) verwendet, das aufzeigt, welche Gehirnregionen für welche Körperteile zuständig sind. Es stellt den menschlichen Körper in verzerrten Proportionen dar. (siehe Titelbild)

Die Hände haben dabei eine überproportionale sensorische und motorische Bedeutung und nehmen im Großhirn eine besonders große Fläche ein. Sie können wesentlich schneller Reizweiterleitungen aufnehmen, als andere Körperregionen. Daraus leitet sich ab, dass mentaler Stress besonders schnell an den Handmuskeln abzulesen ist. Statt dem Muskelring zwischen Daumen und Zeigefinger werden aber beim Testen auch andere Indikatormuskeln herangezogen.

Über die Druckbelastung kann eine punktgenaue Aussage über die Funktionskreisläufe der Organe getätigt werden. Dabei sind nicht die Organe selbst gemeint, sondern alle in Zusammenhang stehenden Eigenschaften (zB: Herz, Kreislauf, persönliche Reife, Blut, Herzlichkeit, Freude, Rot, bitterer Geschmack, Zunge, Sprache, schwitzen, Arterien usw.). Der Muskeltest ist mittlerweile wissenschaftlich in Studien (Myostaiktest, Omuratest) belegt worden. 


Ich zeige Michael nach dieser Befundung drei wirkungsvolle Punkte auf der Stirn und der Fontanelle, die die Nerven in Bezug auf Herz, Galle und Lunge sofort beruhigen. 


Wenn wir erschöpft sind und nicht mehr weiter wissen, machen die meisten von uns eine ganz automatische Bewegung. Wir legen die Hand auf die Stirn und stützen dabei den Kopf ab. Es ist das Symbol eines verzweifelten Menschen, dem alles zu viel ist. Doch diese Handhaltung wird nicht mehr so exakt ausgeführt, wie das Original. Sie hat sich im Laufe der Zeit verändert. Tatsächlich gibt es drei konkrete Punkte, die einem verzweifelten Zustand sofort die Spitze nehmen. 


Michael und ich gehen über eine Brücke und setzen uns an einen Tisch direkt neben dem Bach (diejenigen, die mit mir schon dort waren, kennen den Ort). Es ist ganz ruhig. Nur das Plätschern des Wassers ist zu hören. Ich zeige ihm die Punkte. Den Handballen seiner rechten Hand legt er auf den Nasenrücken und berührt dabei zwei Stirnpunkte. Sein Mittelfinger kommt oberhalb vom Haaransatz auf den dritten Beruhigungspunkt zu liegen. Es tritt eine sofortige Erleichterung ein und die Spannung nimmt rapide ab. 


Diese neurovaskulären Kontaktpunkte beruhigen die Gehirnströme und sind neuronal mit den Muskeln von Herz, Galle und Lunge verbunden. Jeder Hauptmuskel hat wiederum eine Zuordnung zu Emotionen und den Funktionskreisen der Organe. Vereinfacht gesagt: das Herz steht für die Aufregung, die Galle für die Wut und die Lunge für die Ohnmacht, die durch den Zusammenbruch der Ordnung entsteht. 


Michael atmet tief durch und schaut mich dankbar und fragend zugleich an. 

„Wie ist das möglich?“ 

Ich grinse ihn an. Um sein Vertrauen in die Wirkung dieser Punkte (es gibt am Kopf neun davon) zu stärken, frage ich ihn, ob wir ein paar Übungen machen können, um sein Körpersystem noch mehr in die Balance zu bringen. Er willigt sofort ein und will mehr davon wissen. 


Da jeder Mensch eine individuelle Geschichte in sich trägt, sind die gedanklichen Muster, die muskulären Verspannungen und die Kompensationstätigkeiten der Organe unterschiedlich. Michael ärgert sich sehr viel und schluckt dabei viel runter. Dadurch sind die Hals- und Schulterpartien sehr verspannt und der Lebefunktionskreis beleidigt. Der Volksmund sagt auch: "Mir läuft eine Laus über die Leber. Mir geht die Galle über."

Wir sind es gewohnt, ein Werkzeug, eine Übung, eine mentale Technik, die bei einer Gruppe von Menschen scheinbar funktioniert, ohne zu hinterfragen an uns selbst anzuwenden. Wenn es dazu Bücher, ein mediales Echo und euphorische Erfahrungsberichte gibt, dann springen die meisten von uns auf und wollen die neue Technik auch haben. 

Doch so einfach funktioniert das nicht, da wir alle Individuen sind und nur manche Werkzeuge im Kollektiv wirken und allgemein gültig sind.

Michael hat sich nie viel mit solchen Fragen beschäftigt. Wie die meisten von uns. Wir arbeiten in unseren Jobs, und erst wenn eine Krise über uns hereinbricht, suchen wir jemanden auf, von dem gesagt wird, dass er oder sie helfen kann. Entscheidend ist es, ob hinter der Technik eine individuelle Analyse steht. Und zwar bei jeder Begegnung. 

Bei Michael sind beim kinesiologischen Muskeltest die drei Funktionskreise von Herz, Galle und Lunge angesprungen. Es hätte auch ganz anders sein können. Dann wären von mir aber andere Beruhigungspunkte empfohlen worden.

Michael ist jetzt ein klein wenig wieder auf sich fokussiert und er merkt gar nicht, dass er beim Rückweg nicht mehr über seinen Sohn spricht. Es dreht sich alles um seine innere Balance und ich merke wie hungrig er nach mehr Informationen ist.

Er bekommt noch ein homeplay mit Körperübungen, die von der Anzahl, der Dauer und der Intensität für sein Körpersystem von mir ausgetestet werden. Mittlerweile hat er sich an diese Testerei schon gewöhnt und hat den individuellen Ansatz verstanden.


PS: Michael war zwischen zwei Coachings bei einer klassischen Massage. Ohne genaue Befragung und Befundung wurde sein Rücken bearbeitet und es kam ihm eigenartig vor. „Wird der Klient vor mir und nach mir genauso wie ein Stück Fleisch bearbeitet?“ Leider ja.

Wenn Sie eine individuelle Analyse haben möchten, dann melden Sie Sich jetzt für Jänner an. Ein kurzes Mail an abundzu@freiraeumen.com genügt.

About the Author

DI Robert Pap, Mentalcoach und Raumdesigner. Gründer von Freiräumen.com mit dem Schwerpunkt Stressmanagement

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