Wie mutig sind Sie bei Veränderungen?

By Robert Pap | Blog

Dez 01

Wie mutig sind Sie bei Veränderungen?

Man sagt von den meisten Menschen, dass sie Veränderungen nicht mögen. Dabei sind es die Erneuerungen, die uns immer wieder erstaunen. Damit sich Werkzeuge wie WhatsApp, Facebook, Twitter und Co. entwickeln konnten, brauchte es eine neue Denkweise.

„Lernen ist ein Kinderspiel. Vergessen ist die Hölle“

sagt Tom Peters, ein US-amerikanischer Unternehmensberater und Bestsellerautor. Er berät die wichtigsten Think Tanks im Silicon Valley.  Steve Jobs hat bei seinem Wiedereintritt bei Apple im Jahr 1996 sämtliche Computermodelle von gestern, die zu großen Veränderungen in der Branche führten, weggeworfen und durch neue Prototypen ersetzt. So ganz nach dem Motto:

Aus den Augen, aus dem Sinn!

Erst durch ein in die Zukunft gerichtetes Denken und Handeln, sowie durch zwischenmenschliche Interaktion, wird das Morgen allgegenwärtig. Was heißt das jetzt für Sie konkret?

Beginnen wir mit einer Übung, die den Anschein hat, sehr leicht durchführbar zu sein. Sie hat es aber in sich. Es geht um Annahmen. Nehmen wir an, Sie haben gerade Ihren Job gewechselt. Sie freuen sich auf die neuen Aufgaben und die neuen Gesichter im Büro. Ein wenig Angst schwingt mit, weil Sie sich vor dem ersten Arbeitstag noch nicht sicher sind, was da auf Sie zukommt.

Beim Vorstellungsgespräch ist Ihnen Ihre Kollegin vorgestellt worden, mit der Sie die nächste Zeit zusammenarbeiten werden. Ihre Gedanken spielen verrückt, weil Sie sich ausmalen, wie sie wohl sein wird. Sie war ja im ersten Eindruck recht freundlich, doch Sie vermuten, dass sie eine ganz genaue Person ist. 

Sie haben nämlich bemerkt, dass sie sehr gut gekleidet ist.

Daraus schließen Sie, dass sie ihre Arbeitsweise vielleicht kritisieren wird, weil Sie einen anderen Arbeitsstil haben. Sie stehen am ersten Arbeitstag in der Früh vor Ihrem Kleiderschrank und überlegen sich schon zum dritten mal, was Sie heute Passendes anziehen sollen.

Kennen Sie dieses Kopfkino? Um sich auf den neuen und unbekannten Prozess einzulassen, ist es hilfreich, wenn wir uns kurz den Kindern widmen. Ein Kleinkind fällt laut einer Studie von Karen Adolph der New York University bei den ersten Versuchen gehen zu wollen 100 mal hin - täglich. Woher nehmen diese kleinen Erdbewohner diese Starrköpfigkeit? Warum geben wenigstens ein paar von ihnen nicht auf? Warum gibt es keine Krankheit namens

"Nichtaufsteh-Syndrom?" 

Alle gehen sie. Das ist doch unglaublich. Wir könnten die Antwort darauf auf instinkt- und reflexhafte Mechanismen in unserem Stammhirn reduzieren, doch das kommt zu kurz. Es fehlt etwas bei den kleinen Kindern. Etwas, was wir viel zu viel haben. Es ist das Wissen darüber, dass es nicht gehen könnte. Es fehlt also ein Plan B. 

Übertragen Sie nun diese Erkenntnis auf Ihr Vorstellungsgespräch und gehen Sie es gedanklich noch einmal durch. Der Unterschied zu der ersten Version mit dem Kopfkino ist jene, dass Sie sich sagen. „Ich weiß es nicht!“

Ob die Kollegin eine genaue Person ist wissen Sie nicht. Somit fällt die Vermutung weg, dass sie Sie vielleicht kritisieren könnte und einen ganz anderen Arbeitsstil hat wie Sie. Ihre Gedanken kreisen also vielleicht lediglich darüber, welche passende Kleidung Sie anziehen werden. Und das macht Ihnen kein großes Kopfzerbrechen. Die Fahrt zu Ihrem zukünftigen Arbeitsplatz ist von Neugierde und einer positiven Aufregung geprägt. Denn Sie wissen nichts.

Für diese neue Grundhaltung benötigen Sie vor allem  

  • innere Agilität, 

  • flexibles Denken und 

  • den Mut, Entscheidungen zu treffen. Wenn Sie das haben, folgt die 

  • Koordination der Einzelentscheidungen. 

Sie haben nichts von der neuen Person, einfach nichts zu wissen. 

Doch den Kopf zu leeren und ohne Erwartungen in ein unbekanntes Terrain einzutreten ist nicht nur naiv, sondern kann auch gefährlich sein. Es braucht eine zeitlang konsequente Übung, um das eigene Gehirn auf diese Grundhaltung einzustimmen. Je nachdem, wie flexibel Sie in der Vergangenheit mit Veränderungen in Ihrem Leben umgegangen sind, ist es ein sehr individueller Prozess. 

Wenn wir den ersten Begriff der Agilität hernehmen, dann beinhaltet er schon sehr viele Aspekte. Was ist das Gegenteil eines agilen Menschen? Vielleicht ist er starr, unbeweglich und in seinen Abläufen festgefahren - zu strukturiert. Wir könnten ihn auch als verbildet bezeichnen. Er weiß einfach zu viel und ist alles andere als mutig und flexibel, um einmal etwas Neues auszuprobieren. 

Wie kommen Sie zu mehr Agilität im Leben?

In dem Sie etwas Neues ausprobieren. Fangen Sie klein an und gehen Sie einen anderen Weg in Ihre Arbeit, putzen Sie sich mit der anderen Hand die Zähne, geben Sie einem Gesprächspartner einmal recht, wenn Sie bis jetzt immer derjenige waren, der das letzte Wort haben musste.

Machen Sie einige Dinge in Ihrem Alltag ein klein wenig anders. Sie werden bemerken, dass es anfangs Mut braucht und Ihr innerer Kontrolleur wird es vielleicht albern finden und Ihre Gedanken und Handlungen in Frage stellen. 

Es braucht tatsächlich eine gewisse Überwindung, einmal mit dem Zug zu fahren, wenn man ein überzeugter Autofahrer ist. Doch dann kommen die Vorteile langsam ans Tageslicht. Meine Konzentration und mein Durchhaltevermögen beim Schreiben steigerte sich um das Doppelte, wenn ich auf längeren Zugstrecken oder in Cafés arbeitete. Hätte ich das nie ausprobiert, wäre ich auf dieses Potential nicht darauf gekommen. 

Mut zur Veränderung wird direkt in Form von Dopaminausschüttung belohnt, die nach einer Anstrengung direkt erfolgt und als Belohnung erlebt wird. Dopamin gehört zu der Gruppe der Neurotransmitter, die wesentlich rascher als Hormone reagieren.

Die Motivation wird durch Dopamin erhöht, jedoch nur, wenn unmittelbar ein

kausaler Zusammenhang zwischen der Leistung, dem Ergebnis und der Belohnung

hergestellt werden kann. Sei drei hunderttausenden von Jahren hat das so funktioniert. Wir Menschen gehen nur dann Risiken ein - und dazu zählt auch eine Veränderung - wenn sich dadurch die Investition sicht- und spürbar auszahlt. Wenn der Vorteil gegenüber dem Alten deutlich erlebbar wird. Reine Theorie reicht hier nicht aus.

Durch Wohlstand und Konsumverhalten gibt es ein Überangebot und wir können uns jederzeit einen kleinen Dopamin-Schuss verpassen. Shoppen hat so eine wunderbare Belohnungswirkung. Ich hörte auch schon Frauen sagen: „Komm, jetzt sind wir so lange im Café gesessen. Jetzt belohnen wir uns mit einer Shoppingtour.“ Die Anstrengung davor war also Kaffeetrinken und plaudern. Dass nach dem Kaffeetrinken kein Dopamin ausgeschüttet wird, war den Damen offensichtlich nicht klar.


Probieren Sie diese nichtwissende Haltung mit den Vorübungen einmal aus und schauen Sie, ob Sie mutiger werden und die Aufregung vor etwas Neuem nachlässt. Vielleicht tritt ja sogar Neugierde in Ihr Leben ein.

About the Author

DI Robert Pap, Mentalcoach und Raumdesigner. Gründer von Freiräumen.com mit dem Schwerpunkt Stressmanagement

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